„Wenn Gott für mich ein Mensch würde,
dann würde ich ihn lieben –
ihn ganz allein.
Dann wären Bande zwischen ihm und mir,
und für das Danken
reichten alle Wege meines Lebens nicht.
Ein Gott, der Mensch würde,
gebildet aus unserem liebenswert
elenden Fleisch –
ein Gott, der erfahren wollte,
wie der Salzgeschmack auf unserer
Zunge schmeckt,
wenn alles uns verlassen hat.
Ein Gott, der das Leid auf sich nähme,
das ich heute leide –
wenn Gott für mich Mensch würde,
dann würde ich ihn lieben.“
So schreibt der Philosoph Jean Paul Sartre. Ihm war es nicht gegeben an den
Gott zu glauben, von dem wir als Christen sagen: Er ist in Jesus Mensch geworden. In allem uns gleich, außer der Sünde. Er ist ein Gott, der unsere Menschennatur angenommen hat, um als Mensch unter uns Menschen zu leben. Ein Gott, der tiefste Einsamkeit und bitterstes Leiden, ja selbst den Tod auf sich genommen hat, damit wir seine Liebe spüren und glauben, dass er uns ein Gott sein will, der mitfühlt in allen Höhen und mitleidet in allen Tiefen unseres Daseins. Ein Gott, der eben da ist in unserer Welt und da sein möchte in unserem Leben. Wo der Philosoph sich nach einem Gott sehnt, der Mensch würde, bekennen wir einen Gott, der Mensch geworden ist.
Mit diesem Glauben haben wir an Weihnachten auf das göttliche Kind in der Krippe geschaut und richten nun unseren Blick auf die österlichen Geheimnisse. Wir schauen auf das Kreuz, an dem Jesus die Welt erlöst und feiern mit seiner Auferstehung unsere Hoffnung auf ein ewiges Leben.
Mit Psalm 98 (97), 3 „Alle Enden der Erde sahen die rettende Tat unseres Gottes,“ beschreiben wir dankbar an Weihnachten die Geburt unseres Erlösers. An Ostern vollendet sich dieses Geschenk Gottes an die Menschheit:
Alle Welt ist erlöst und darf sich unserem Gott nahen und Anteil an seiner Auferstehung zum ewigen Leben gewinnen.
Denn: „Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, da-mit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3, 16)
Das ist unser Glaube, mit dem wir die Welt, die Sünde und den Tod besiegen.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine Fastenzeit, in der Sie diesen Glauben vertiefen können, um dann als erlöste Christenheit Ostern zu feiern.
Ihr Pfarrer
Franz Remberger